
Kapitel 1
Einführung: Warum eine Minderheitsbeteiligung in Betracht ziehen?
Jedes Unternehmen kommt früher oder später an einen Punkt, an dem Wachstum, Innovation oder strategische Veränderungen notwendig sind. Ob es um die Expansion in neue Märkte, größere Investitionen oder die Vorbereitung einer Nachfolgeregelung geht – oft sind Kapital und Ressourcen begrenzt. Klassische Finanzierungswege wie Bankkredite oder eine vollständige Veräußerung sind dabei nicht immer die optimale Lösung.
Viele Unternehmer schrecken vor einer mehrheitlichen Beteiligung durch Investoren zurück. Denn: Wer sein Unternehmen mit Leidenschaft aufgebaut hat, möchte die Kontrolle oftmals nicht einfach aus der Hand geben.
Genau hier setzt die Minderheitsbeteiligung an. Sie ermöglicht es Unternehmen, externe Investoren ins Boot zu holen, um Kapital für Wachstum und Weiterentwicklung zu erhalten – ohne die unternehmerische Führung abzugeben. Gleichzeitig können Investoren wertvolle Marktkenntnisse, Netzwerke und strategische Impulse mitbringen, die über die reine Finanzierung hinaus einen echten Mehrwert schaffen.
Besonders für mittelständische Unternehmen kann dieses Modell eine attraktive Alternative sein. Anstatt sich sofort vollständig von dem Unternehmen zu trennen, behält der Unternehmer die Mehrheit und damit die strategische Kontrolle. Gleichzeitig bietet eine Minderheitsbeteiligung entscheidende Vorteile – von finanzieller Flexibilität über Risikominimierung bis hin zu Synergien mit erfahrenen Partnern. Zudem kann die Abgabe einer Minderheitsbeteiligung ein sinnvoller erster Baustein im Rahmen einer schrittweisen Nachfolgeregelung sein, der es ermöglicht, den Unternehmensverkauf über einen längeren Zeitraum gezielt zu gestalten.
Aber für wen genau eignet sich dieses Modell? Welche Chancen und Herausforderungen bringt es mit sich? Und welche vertraglichen Aspekte sollten Unternehmer unbedingt beachten? In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick darauf und zeigen, wie eine Minderheitsbeteiligung sinnvoll gestaltet werden kann.
Für wen ist die Abgabe einer Minderheitsbeteiligung besonders interessant?
Nicht jedes Unternehmen profitiert gleichermaßen von der Abgabe einer Minderheitsbeteiligung. Entscheidend sind die individuelle Unternehmenssituation, die Wachstumsziele und die Bereitschaft, Investoren in das Unternehmen einzubinden.
Besonders drei Gruppen von Unternehmen können von dieser Finanzierungsform profitieren:
Wachstumsstarke Unternehmen mit Kapitalbedarf: Unternehmen, die ihr Geschäftsfeld erweitern, neue Märkte erschließen oder in Innovationen investieren möchten, stehen oft vor einer zentralen Herausforderung: die Finanzierung des Wachstums. Eine Minderheitsbeteiligung bietet hier eine interessante Alternative zu klassischen Krediten oder einer vollständigen Unternehmensveräußerung. Der Vorteil: Zusätzliche Liquidität, ohne langfristige Verschuldung oder den Verlust unternehmerischer Kontrolle.
Familienunternehmen und Mittelständler auf Nachfolgesuche: Viele inhabergeführte Unternehmen stehen irgendwann vor der Frage der Unternehmensnachfolge. Oft ist der Wunsch vorhanden, die Firma nicht vollständig zu verkaufen, sondern über einen längeren Zeitraum schrittweise zu übergeben. Eine Minderheitsbeteiligung kann hier eine clevere Lösung sein: Investoren steigen zunächst mit einem kleineren Anteil ein und unterstützen den Übergang, bevor eine spätere Mehrheitsübernahme in Betracht gezogen wird. Dies kann Stabilität und Planungssicherheit für die Zukunft sichern.
Unternehmen, die von strategischen Partnern profitieren können: Eine Minderheitsbeteiligung bringt nicht nur Kapital, sondern auch wertvolle strategische Vorteile. Investoren mit Marktkenntnissen, starken Netzwerken oder technologischer Expertise können gezielt zur Weiterentwicklung des Unternehmens führen. So tragen etwa Industriepartner, Lieferanten oder erfahrene Finanzinvestoren dazu bei, neue Vertriebskanäle zu erschließen oder die operative Effizienz zu steigern.
Wann ist eine Minderheitsbeteiligung weniger geeignet?
Nicht jede Situation ist ideal für eine Minderheitsbeteiligung. Wer uneingeschränkte Entscheidungsfreiheit wahren oder keinen langfristigen Partner einbinden möchte, sollte alternative Finanzierungsformen in Betracht ziehen. Auch wenn ein schneller Exit oder eine kurzfristige Kapitalerhöhung das primäre Ziel ist, könnte eine Minderheitsbeteiligung möglicherweise nicht die beste Lösung sein.
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Autor des Beitrags

Pascal Saake, Senior Associate