Nachfolge mit Perspektive in der Wasserwirtschaft

Dieser Beitrag ist im Original erschienen in wwt wasserwirtschaft wassertechnik Ausgabe 6/2025

Der Fachkräftemangel zeigt sich in der Wasserwirtschaft an vielen Stellen. Auch Betriebsinhaber wissen oft nicht, wer einmal ihr Lebenswerk übernehmen soll. Wie eine kluge Nachfolgeplanung dazu beitragen kann, zeigt der Verkauf der WBH Water GmbH.

Der Fachkräftemangel trifft viele Branchen – doch besonders stark zeigt er sich in hochspezialisierten Nischen. Die Wasserwirtschaft ist da nicht ausgenommen. Denn Fachleute in der Branche üben viele technisch anspruchsvolle Tätigkeiten aus, die oft langjährige Erfahrung erfordern – und die ist im gegenwärtigen Arbeitsmarkt Mangelware. Zusätzlich verschärft wird das Problem durch stetig steigende regulatorische Anforderungen, die insbesondere kleinere Betriebe in ländlichen Regionen organisatorisch und personell stark fordern.

Vor diesem Hintergrund wird die Gestaltung einer passenden Nachfolgeregelung schnell zur doppelten Herausforderung. Denn wo die Zukunftsfähigkeit des Betriebs insgesamt in Frage steht, muss der neue Eigentümer nicht nur das operative Geschäft effektiv weiterführen können. Genauso wichtig ist es, Mitarbeitenden, Kunden und Lieferanten langfristige Planbarkeit zu bieten. Wie genau das gelingen kann, zeigt die Nachfolgelösung bei der rheinland-pfälzischen WBH Water GmbH aus Hillesheim.

NACHFOLGEPLANUNG STRATEGISCH ANGEHEN

Die WBH Water GmbH mit Sitz in Hillesheim in der Vulkaneifel ist seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner für Kommunen und öffentliche Auftraggeber im Bereich Trink- und Abwassertechnik. Die rund 50 Mitarbeitenden fertigen, modernisieren und warten komplexe Anlagen – ein breites Leistungsspektrum, dessen Erfüllung viel technisches Know-how erfordert. Viele Jahre wurde das Unternehmen von Kai Blech geführt, einem Mitglied der Gründerfamilie. Die Mitgesellschafter Christoph Klein und Hans-Peter Klein kamen im Rahmen einer späteren Neugründung hinzu. Nach vielen Jahren unternehmerischer Verantwortung standen die Gesellschafter vor der Aufgabe, ihre Nachfolge zu regeln, wobei eine familien- oder unternehmensinterne Lösung nicht absehbar war. „Unsere Arbeit war nicht nur ein Beruf, sondern bedeutete auch Verantwortung gegenüber unserem Team, unseren Kunden und der Region“, sagt Christoph Klein rückblickend.

Für die Umsetzung ihres Vorhabens holten die Gesellschafter uns als professionelle Unterstützung mit ins Boot. „Wir wussten, dass wir das nicht alleine würden stemmen können. Deshalb haben wir Nachfolgekontor beauftragt, uns bei der Suche nach einem geeigneten Käufer zu unterstützen und den Prozess zu begleiten“. Zusammen mit WBH konnten wir mit der KF-Unternehmensgruppe einen Käufer finden, der nicht nur die langfristige Stabilität in der Eigentümerstruktur sicherstellt, sondern im Prozess auch durch seine Kompetenz im Bereich Umwelttechnik überzeugte. Die KF-Unternehmensgruppe mit Sitz in Berlin ist auf die Vermeidung von Umweltbelastungen spezialisiert und bietet überdies umweltgerechte Sanierungen von Anlagen zur Aufbereitung von Luft und Wasser an. Mit der Übernahme von WBH Water ist das Unternehmen auf 20 Tochtergesellschaften mit Standorten auf vier Kontinenten gewachsen. Damit verfügt KF über die nötige Größe und finanzielle Stärke, um WBH langfristig weiterentwickeln zu können – auch im Hinblick auf Mitarbeiterattraktivität.

„Der Fachkräftemangel war einer der Hauptgründe dafür, dass wir uns für den Verkauf zum jetzigen Zeitpunkt entschieden haben“, erklärt Christoph Klein. „Uns war wichtig, dass unser Team eine langfristige Perspektive hat – auch über unsere eigene Zeit im Unternehmen hinaus.“ Nur eine größere Organisation mit einem entsprechend ausgestatteten Personalwesen konnte diese Aufgabe erfolgreich meistern. Die KF-Unternehmensgruppe verfügt über eine zentrale Personalabteilung, ein professionelles Bewerbermanagement, laufende Employer-Branding-Kampagnen sowie gruppenweite Weiterbildungsmaßnahmen. Für WBH bedeutete das: sofortige Entlastung in der Rekrutierung, höhere Sichtbarkeit als Arbeitgeber und verbesserte Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeitende innerhalb der Gruppe. Ein weiterer Vorteil: Die Zugehörigkeit zu einer größeren Gruppe hilft, den steigenden Anforderungen in den Bereichen IT, Nachhaltigkeit und Personalentwicklung gerecht zu werden. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum immer mehr Unternehmen sich mit größeren Gruppen zusammenschließen. Dafür verantwortlich ist aber auch ein weiterer Trend: Unternehmer übergeben ihre Betriebe bewusst früher, wollen sich aber in vielen Fällen weiterhin operativ einbringen. Dahinter steht der Wunsch nach Kontinuität und aktiver Mitgestaltung, aber auch ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass strukturelle Herausforderungen nicht allein bewältigt werden können. Für übergabewillige Unternehmer, die weiter im Betrieb tätig sein wollen, ist ein Verkauf an einen anderen Marktakteur aus derselben Branche oft die beste Lösung. Mit ihrer Marktkenntnis und Finanzkraft schaffen solche strategischen Käufer Stabilität, ermöglichen Investitionen und eröffnen neue Entwicklungsperspektiven. Andere Modelle wie ein Management-Buy-out (MBO) oder -Buy-in (MBI), bei denen interne oder externe Führungskräfte die Nachfolge als geschäftsführende Gesellschafter antreten, bleiben hingegen die Ausnahme. Standortpräferenzen, fehlendes technisches Know-how oder eingeschränkte Finanzierungsmöglichkeiten stehen solchen Lösungen oft im Wege.

VERANTWORTUNGSVOLL WACHSEN UND IDENTITÄT BEWAHREN

Mit dem Einstieg der KF-Unternehmensgruppe eröffnen sich für WBH Water neue Entwicklungsmöglichkeiten. Die Zugehörigkeit zu einem etablierten Unternehmensnetzwerk schafft Zugang zu gemeinsamen Ressourcen und ermöglicht technologische Synergien und eine höhere Fertigungstiefe. Die WBH-Mitarbeitenden können ihr Wissen jetzt auch in gruppenweiten Arbeitsgemeinschaften einsetzen und damit auch größere und komplexere Projekte realisieren. In Bezug auf Skalierbarkeit, Kapazitätsplanung und Umsetzungssicherheit ist das ein klarer Vorteil. „Unser Ziel ist es, Stärken zu bündeln und Wissen standortübergreifend verfügbar zu machen“, sagt Erik Jahn, Geschäftsführer der KF-Unternehmensgruppe. Die Aufnahme von WBH stärkt nicht nur das Segment Wasseraufbereitung, sondern verleiht der gesamten Gruppe zusätzliche Innovationskraft.

Für die bisherigen Eigentümer war dabei besonders wichtig, dass der Verkauf keinen Bruch darstellt, sondern eine Weiterentwicklung auf Basis bestehender Werte ermöglicht. Der Erhalt des Standorts in Hillesheim und die langfristige Perspektive für das bestehende Team hatten oberste Priorität. „Hillesheim ist nicht nur unser Unternehmenssitz – es ist Teil unserer Identität“, betont Christoph Klein. Auch in puncto Arbeitgeberattraktivität ergeben sich neue Chancen: Die Einbindung in einen internationalen Verbund wird von Bewerbenden zunehmend als Karrierechance wahrgenommen – insbesondere von jungen Talenten, die Wert auf Entwicklungsmöglichkeiten und moderne Strukturen legen.

ESG ALS NEUER WICHTIGER FAKTOR IN DER NACHFOLGE

Neben klassischen Beweggründen wie dem Erhalt des Standorts und der zunehmend entscheidenden Fachkräftesicherung rückt bei der Beantwortung der Nachfolgefrage ein weiterer Aspekt immer stärker in den Fokus: Nachhaltigkeit im Sinne von ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance). Unternehmen und professionelle Investoren – darunter auch die KF-Unternehmensgruppe – investieren gezielt in klimafreundliche Technologien und energieeffiziente Prozesse. Auch die Bedeutung einer verantwortungsvollen Unternehmensführung nimmt zu. Mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit reagieren Unternehmen nicht nur auf steigende regulatorische Anforderungen, sondern positionieren sich auch gegenüber einer neuen Generation von Mitarbeitenden, die zunehmend Wert auf nachhaltige Unternehmensprinzipien legt. Auch bei der Auftragsgewinnung wird eine gute Nachhaltigkeitsbilanz immer bedeutsamer. Gerade im öffentlichen Bereich spielen Nachhaltigkeitskriterien eine immer wichtigere Rolle bei der Vergabe von Aufträgen.

EIN MODELL FÜR DIE ZUKUNFTSSICHERUNG IM MITTELSTAND

Die Transaktion der WBH Water zeigt exemplarisch, wie eine passende Nachfolgeregelung dazu beitragen kann, die langfristige Entwicklung von mittelständischen Unternehmen abzusichern und dabei auch den Auswirkungen des Fachkräftemangels entgegenzutreten.

Durch die frühzeitige Auseinandersetzung mit einem möglichen Verkauf, die Auswahl eines passenden Partners und eine klare Kommunikation innerhalb des Unternehmens konnten die beteiligten Parteien eine Lösung finden, die eine sichere Zukunft bietet. Für viele mittelständische Unternehmen in der Umwelttechnik – aber auch darüber hinaus – kann dieses Modell ein Orientierungspunkt sein: Nachfolge bedeutet heute mehr als Eigentümerwechsel. Sie ist ein Hebel für Stabilität, Weiterentwicklung und nachhaltige Arbeitgeberattraktivität. Wer das früh erkennt, kann nicht nur Werte sichern, sondern neue schaffen.

KURZ NACHGEFRAGT

Drei Fragen an Christoph Klein, ehemaliger Geschäftsführer von WBH Water, und Sebastian Wissig, verantwortlicher Partner und Projektleiter bei Nachfolgekontor

Herr Klein, was war der ausschlaggebende Punkt, das Unternehmen zu verkaufen?
WBH Water ist über Jahrzehnte gewachsen – mit einem starken Team, das viel technisches Wissen vereint. Aber genau darin lag auch die Herausforderung: Dieses Know-how ist schwer ersetzbar, und in der Region – der Vulkaneifel – ist der Arbeitsmarkt besonders angespannt. Fachkräfte mit unserer Spezialisierung auf Wasser- und Abwassertechnik wachsen nicht auf Bäumen. Uns war bewusst: Ohne internen Nachfolger und ohne strukturelle Unterstützung bei Personalgewinnung, Weiterbildung und langfristiger Perspektive würden wir mittelfristig an unsere Grenzen stoßen. Für uns war der Verkauf kein Ausstieg, sondern vielmehr ein Schritt, um das Unternehmen zu stärken. Und vor allem, um den Menschen hier eine Zukunft in einem sicheren, entwicklungsfähigen Umfeld zu ermöglichen.

Herr Wissig, was machte den Verkauf der WBH Water besonders?
WBH Water war für uns in mehrfacher Hinsicht besonders: Zum einen wurde das klare technische Profil – die Verbindung aus Maschinenbau, Elektrotechnik und Steuerungstechnik gerade im Bereich Wasser- und Abwassertechnik – stark nachgefragt. Auch die Haltung der Gesellschafter war außergewöhnlich. Sie waren sehr gut vorbereitet, hatten sich frühzeitig mit ihren Zielen beschäftigt und waren auch auf kultureller Ebene offen für strategische Partner. Das hat den Prozess nicht nur effizient, sondern auch sehr strukturiert gemacht. Der Standort von WBH stellte eine gewisse Herausforderung dar, die wir gemeinsam gut gelöst haben: Hillesheim liegt nicht gerade in einem Ballungsraum, aber genau das war auch ein Teil der Stärke, weil das Unternehmen dort sehr tief verwurzelt ist.

Was würden Sie, Herr Klein, anderen Unternehmern raten?
Mein wichtigster Rat: Nicht warten, bis es brennt. Nachfolge braucht Zeit – für Überlegungen, Gespräche, aber auch für die eigene Bereitschaft, loszulassen. Viele unterschätzen, wie emotional dieser Schritt sein kann. Es geht ja nicht nur um Eigentum, sondern um das eigene Lebenswerk. Wir hatten das Glück, dass wir in einem sehr professionellen Prozess begleitet wurden und dass wir einen Partner gefunden haben, der nicht alles Bestehende grundlegend verändern wollte. Deshalb konnten wir auch nach der Übergabe mit einem guten Gefühl loslassen und sehen heute, dass das Team mitzieht und die Entwicklung positiv weitergeht.

Ihre nächsten Schritte

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Autor des Beitrags

Sebastian Wissig, Partner