Nachfolge als Antwort auf den Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel ist längst zu einem der größten Risikofaktoren für mittelständische Unternehmen geworden. Qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und dauerhaft zu binden, wird für viele Betriebe immer schwieriger. Doch nicht nur bei der Personalgewinnung geraten Unternehmen unter Druck. Auch Eigentümer sehen sich zunehmend vor die Frage gestellt, wie sie ihre Nachfolge so gestalten, dass Arbeitsplätze, Kundenbeziehungen und Unternehmenswerte gesichert bleiben.

Gerade in inhabergeführten Betrieben wird eine Nachfolgeregelung damit zur doppelten Herausforderung: Sie muss das operative Geschäft stabil weiterführen und zugleich eine langfristige Perspektive für Belegschaft, Kunden und Partner schaffen. Erfolgreiche Nachfolgelösungen zeigen, dass dies möglich ist – wenn die Planung rechtzeitig erfolgt und die Wahl des neuen Eigentümers nicht allein unter finanziellen Gesichtspunkten getroffen wird.

Größere Strukturen bieten Stabilität

Ein wachsender Trend im Mittelstand ist der Zusammenschluss mit größeren Unternehmensgruppen. Diese verfügen über zentrale Strukturen im Personalwesen, professionelles Bewerbermanagement und systematische Weiterbildungsprogramme – entscheidende Faktoren, um die Arbeitgeberattraktivität zu steigern. Für kleinere Betriebe bedeutet das spürbare Entlastung in der Rekrutierung, höhere Sichtbarkeit am Arbeitsmarkt und neue Entwicklungsmöglichkeiten für die Belegschaft.

Auch steigende Anforderungen in den Bereichen IT, Nachhaltigkeit und Compliance lassen sich in einem starken Verbund effizienter bewältigen. So werden Skalierbarkeit, Investitionsfähigkeit und Zukunftssicherheit gewährleistet. Immer mehr Unternehmer erkennen daher, dass eine frühzeitige Übergabe an einen strategischen Partner nicht Verlust, sondern Chance bedeutet.

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Neue Rollenbilder für Unternehmer

Auffällig ist zudem, dass viele Eigentümer ihre Betriebe bewusst früher übergeben – oft, um danach weiterhin operativ mitzuwirken. Dieses Modell verbindet Kontinuität mit Entlastung: Die Verantwortung für Personal und Investitionen wird geteilt, während Erfahrung und Kundenbeziehungen erhalten bleiben. Im Gegensatz dazu sind klassische Nachfolgelösungen aus dem Unternehmen und der Familie heraus in der Praxis häufig schwer umsetzbar.

Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor

Ein weiterer Treiber für erfolgreiche Nachfolge ist das wachsende Gewicht von Nachhaltigkeit. ESG-Kriterien beeinflussen heute nicht nur Investitionsentscheidungen, sondern auch die Wahrnehmung bei Kunden, Mitarbeitenden und Auftraggebern. Für mittelständische Unternehmen, die sich größeren Gruppen anschließen, eröffnet dies zusätzliche Chancen: Sie profitieren von gemeinsamen Nachhaltigkeitsstrategien, Innovationskraft und größerer Durchschlagskraft im Wettbewerb um neue Aufträge.

Fazit: Nachfolge neu denken

Die Nachfolgefrage ist im Mittelstand nicht länger nur eine Frage des Eigentümerwechsels. Sie ist ein strategisches Instrument, um den Fachkräftemangel abzufedern, Investitionen zu sichern und Arbeitgeberattraktivität zu steigern. Wer frühzeitig handelt, den passenden Partner auswählt und transparent kommuniziert, schafft die Grundlage für Stabilität und Wachstum – und sichert zugleich den Fortbestand des eigenen Lebenswerks.

Dieser Beitrag erschien im September 2025 im Sonderteil RECHT & STEUERN von LahnDill Wirtschaft.

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Autor des Beitrags

Sebastian Wissing, Partner bei Nachfolgekontor