Tag der Unternehmensnachfolge: Brücken bauen – Über Generationen und Landesgrenzen hinaus

Die Zukunft unseres Mittelstands ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit – und genau darüber haben wir vergangene Woche auf dem Event des Wirtschaftsrats der CDU mit verschiedenen Unternehmern, der Politik und der IHK diskutiert.

Impressionen von der Veranstaltung in Wiesbaden

„Nachfolge ist kein Zeitpunkt, es ist ein Prozess.“

Sophia Jungk von der JUWÖ Poroton-Werke Ernst Jungk & Sohn GmbH bringt es mit Ihrem Statement zu Beginn der Veranstaltung auf den Punkt: „Nachfolge ist kein Zeitpunkt, es ist ein Prozess.“ Dieser bedarf einer fundierten Vorbereitung, um die Brücke zwischen dem ehemaligen Geschäftsführer und dem Nachfolger stabil zu bauen. In der Praxis wird dieser Schlüsselerfolgsfaktor allerdings oft nicht gesehen.

So auch bei Anders Julian Brunnmüller, Geschäftsführer der MTS Knobloch GmbH. Er kaufte gemeinsam mit seinem Bruder einen funktionierenden Betrieb, der noch nicht in der Gegenwart angekommen war. Der Altgeschäftsführer verpasste den Moment der Modernisierung und Digitalisierung und stand auf einmal vor seiner Nachfolge, ohne den Betrieb auf diesen Zeitpunkt vorbereitet zu haben. Diese Ausgangssituation hat es sowohl dem Altunternehmer als auch dem übernehmenden Herrn Brunnmüller nicht leicht gemacht. Trotzdem haben sie die Situation gemeistert.

Auch Musa Smakaj, Geschäftsführender Gesellschafter der ZILONIS GmbH, hat nach eigenen Ausführungen eine „holprige“ Unternehmensübernahme hinter sich gebracht. Gemeinsam mit einem Kollegen übernahm er die ehemalige Firma, welche nach sechs Jahren seines Angestelltenverhältnisses insolvent ging. Eine Vorbereitung war also gar nicht möglich, doch die Chancen überwogen den Risiken und es war den beiden Unternehmern möglich, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.

Impressionen von der Veranstaltung in Mainz

Erfolgreicher Brückenbau über Generationen hinweg – wie gelingt Nachfolge in Familien

Neben den vorgestellten Praxisbeispielen für herausfordernde Transaktionen wurde auch von mustergültigen, Generationen übergreifenden Unternehmensübernahmen berichtet.

Corinna Seidel, Prokuristin der Krupp-Verlags GmbH, und ihre Schwester sind von ihren Eltern von Anfang an auf das Unternehmertum vorbereitet worden. Sie studierten und kamen kurz darauf im elterlichen Unternehmen an. Die familieninterne Vorbereitung war so erfolgreich, dass die drei Unternehmen heute von insgesamt acht Familienmitgliedern zielführend vorangetrieben werden.

Eine weitere Erkenntnis brachte Sophia Jungk in die Panel Diskussion ein: Sie promoviert zum Thema „Nachfolge in Familienunternehmen“ und resümiert: „Immer gehört das Unternehmen zur Familie und die Familie zum Unternehmen. Man identifiziert sich mit beidem.“ Ein weiterer nachvollziehbarer Grund, wieso die Nachfolgeregelung ein so emotionales Thema darstellt. Nachfolge bedarf Vertrauen. Der Nachfolger sollte im Idealfall auch die gleichen Werte wie der Unternehmer vertreten und gleichzeitig frischen Wind und Innovationen voranzutreiben. Ganz im Sinne von „Tradition trifft Innovation“.

Die Perspektive des verkaufenden Unternehmers stellte Thomas Wolff, Vorsitzender des Beirats und Gesellschafter der Wolfcraft GmbH, dar. Er unterstreicht, dass Nachfolge mit Verantwortungsübernahme einhergeht und den drei Fragen „Können sie es (schon)?“, „Wollen sie es?“ und „Dürfen sie es/lasse ich es zu?“.

Günter Jertz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Rheinhessen sieht das ganz ähnlich und benennt die Probleme beim Namen: Das Thema Nachfolge wird viel zu spät vorbereitet, was dazu führt, dass die Ansprüche und Anforderungen der Unternehmer nicht getroffen werden.

Er betont: „Ebenso wichtig ist es, Nachfolgern (Kindern) im Unternehmen früh die Gestaltungsräume, die sie benötigen, zu gewähren.“ Zusätzlich muss sich die deutsche Mentalität aber ändern: „Scheitern ist nicht schlimm“. Dies gilt auch für die familiäre Nachfolge.

Brückenbau über Landesgrenzen hinweg

Das Schlusswort der Veranstaltung hatte Julian Will, Geschäftsführer der Nachfolgekontor GmbH: „Wir müssen an Lösungsansätzen für den deutschen Mittelstand arbeiten, um der entstandenen Schieflage entgegenzuwirken“.

Mit sehr packenden Vorträgen aus der Unternehmer- und Nachfolgepraxis sowie spannenden Diskussionen auf dem Podium konnten interessierte Zuschauer unter der Veranstaltungsreihe „Brücken bauen – über Generationen und Landesgrenzen hinaus“ am 11. Juli gleich zwei Veranstaltungen hautnah erleben.

Der Startschuss erfolgte am Dienstagmorgen, unter Federführung des Wirtschaftsrates der CDU vom hessischen Landesverband in der Landeshauptstadt Wiesbaden, gefolgt von einer Abendveranstaltung in Mainz, ausgerichtet vom Jungen Wirtschaftsrat Rheinland-Pfalz.

Mit an Bord und im Podium in Wiesbaden vertreten war u.a. Michael Boddenberg, Hessischer Staatsminister Finanzen, selbst auch Unternehmer.

Unser Dank gilt dem Wirtschaftsrat der CDU vom Landesverband Hessen sowie dem jungen Wirtschaftsrat Rheinland-Pfalz für die großartige Organisation zwei gelungener Veranstaltungen.