Tag der Unternehmensnachfolge: Alarmstimmung bei den deutschen Familienunternehmern

In einer Zeit, in welcher mehr Menschen aus dem Berufsleben ausscheiden als einsteigen, stehen immer mehr Unternehmen vor dem Problem, qualifizierte Fachkräfte zu bekommen, ganz zu schweigen davon, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden.

Dies war auch Thema beim Tag der Unternehmensnachfolge in Eisenach, bei welchem verschiedene Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik zusammenkamen, um über die Bedeutung von Unternehmensnachfolge und die Hürden während dieser zu diskutieren.

Bevor die Podiumsteilnehmer mit dem Moderator, Dr. Stefan Söhngen, über das Thema „Unternehmensnachfolge“ diskutieren konnten, erhielt der Hausherr, Kai Kowalske, Standortleiter Eisenach der Vollack Gruppe, die Möglichkeit das Unternehmen kurz vorzustellen. Anders als die anwesenden Familienunternehmer haben sich die damaligen Gründer der Vollack Gruppe nicht für eine klassische Nachfolge innerhalb der Familie entschieden, sondern ein Partnermodell entwickelt, um das Unternehmen zukunftsweisend aufzustellen.

Anders als bei Colette Boos-John, welche seit 27 Jahren in 2. Generation an der Spitze des Familienunternehmens Bauer Bauunternehmen GmbH steht. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie wichtig ihr damals die stetige Präsenz und Kommunikation mit ihrem Vater, dem Unternehmensgründer, war. Gleichzeitig hat sie aber auch gelernt, dass man irgendwann loslassen und dem Nachfolger vertrauen muss, das Unternehmen erfolgreich weiterzuführen. Ihr Wunsch an die Politik sind steuerliche Erleichterungen, um die Unternehmensnachfolge in Deutschland zu unterstützen.

Für Heiko Gringel, Geschäftsführender Geschäftsführer der Gringel Bau + Plan GmbH, welcher gerade die Nachfolge an seine Tochter plant, ist Vertrauen die Grundlage für einen Schritt, der nicht immer mit Vergnügen verbunden ist, aber dennoch nicht ausschließlich aus rein geschäftlichen Gründen erfolgen sollte. So ähnlich sieht dies auch der Gründer und Geschäftsführer der Uth GmbH, Peter Uth, welcher 12 Jahre lang versucht hat, sein Unternehmen verkaufsfähig zu machen und es am Ende dann doch seiner Tochter übergeben hat. „Man muss das Unternehmen wie seine eigene Familie sehen, um als Nachfolger wirklich dafür zu brennen“, so der Fuldaer Familienunternehmer.

Julian Will, der auch Leiter Arbeitsgruppe Unternehmensnachfolge beim Wirtschaftsrat Hessen ist, erklärte den interessierten Teilnehmern, was passieren kann, wenn der Geschäftsführer plötzlich ausfällt und wie man sich für diesen Fall wappnen kann. Zudem forderte auch er steuerliche Erleichterungen sowie ausgebaute rechtliche Rahmenbedingungen, um die Erbschaftsnachfolge nicht zusätzlich zu erschweren. Diese Seite beleuchtete auch Martin Henkel, Mitglied des Landtags in Thüringen. Er kritisierte die politische Situation und forderte „weniger Staat, weniger Bürokratie, dafür mehr Vertrauen.“ Man brauche bessere Rahmenbedingungen in Deutschland sowie ein positiveres Unternehmensbild innerhalb der Gesellschaft, welches bislang eher negativ konnotiert ist.

Abschließend stellte der Hessische Landtagsabgeordnete Sebastian Müller klare Forderungen: Attraktivere Rahmenbedingungen schaffen, schon in der Schule Leistungsanreize setzen, mit Rat und Tat zur Seite stehen und eine interne Beratung und Begleitung ermöglichen. Abgerundet wurde die Diskussion mit einem Appell durch Julian Will an alle, Impulse zu setzen.