Ist Unternehmertum „out“ für nachfolgende Generationen?

Ist Unternehmertum „out“ für nachfolgende Generationen? Oder herrscht heute bei jüngeren Generationen der Gedanke vor, etablierte Unternehmen fortzuführen, sei in dieser modernen Zeit etwa altmodisch und somit unattraktiv?

Die Internationale Berufsakademie der F+U Unternehmensgruppe gGmbH bot am Abend des 28.11. in Darmstadt eine Plattform für spannende Diskussionen mit Unternehmern rund um das Thema Unternehmensnachfolge. Laut aktuellen Studien scheitern etwa ein Drittel aller eingeleiteten Nachfolgeprozess.

Warum ist das so? Einer der wesentlichen Gründe ist darin zu suchen, dass das Treten in die Fußstapfen von Unternehmern, die etwas aufgebaut haben, heute nicht mehr attraktiv für junge Menschen sei. Diese sind mehr von der Idee des eigenen Start-ups fasziniert, was zudem auch von der Politik gefördert wird.

Martin Proba, Geschäftsbereichsleiter der IHK Darmstadt, betonte, dass ein Umdenken in der Gesellschaft notwendig sei und die Attraktivität von Unternehmertum wieder gesteigert werden müsse. Zudem bestünde bei der Nachfolgethematik aus Sicht der IHK seitens der Behörden und Ämter oft Willkür – Nachfolge werde häufig wie eine Neugründung behandelt. Die Beobachtungen der IHK zeigen auf, dass von 600-700 Existenzgründung oder Nachfolgen pro Jahr ein Drittel erfolgreich sind, ein Drittel aufgrund der Suche nach einem geeigneten Nachfolger länger dauert und ein Drittel scheitert, wodurch Unternehmen aufgelöst werden müssen.

Frau Dr. Anne Kathrin Adam, Geschäftsführerin der Internationalen Berufsakademie (iba) in Darmstadt, gab spannende Einblicke in ihr Familienunternehmen. Sie selbst erlebte eine lockere Übergabe, fühlte sich jedoch ins kalte Wasser geworfen. Ihr Vater war jedoch immer für Unterstützung verfügbar.

Christian Schön, ehem. Geschäftsführer der GEAL mbH, hatte vor rund 30 Jahren das Unternehmen im Rahmen eines Management-Buyouts mit vier weiteren Kollegen übernommen. 2022 musste er das Unternehmen verkaufen, da eine Nachfolge weder innerhalb der Familie noch durch Mitarbeiter im Unternehmen geregelt werden konnte. Sebastian Wissig von Nachfolgekontor unterstrich, wie wichtig es ist, den Nachfolgeprozess bereits frühzeitig zu beginnen, um den Erfolg zu gewährleisten.

Was konnten wir daraus lernen? Die Herausforderung der Unternehmensnachfolge ist groß, auf makro- wie mikroökonomischer Ebene. Jede Nachfolge-regelung ist herausfordernd und so individuell und facettenreich wie das Unternehmen und dessen Unternehmer. Auch die Politik muss handeln und mehr tun. Denn es geht um den Erhalt und die Transformation des Mittelstands.
Wir danken allen Teilnehmern für ihre spannenden Beiträge und den interessanten Austausch. Unser Dank gilt auch Dr. Stefan Soehngen für die professionelle Moderation und einen gelungenen Abend.